Soziale Belastungen durch soziale Distanz?

Leider werden wir alle aufgrund des Coronavirus noch eine Weile aushalten müssen, bis wir wieder in die Welt hinausdürfen, um uns wieder mit anderen Menschen treffen zu können. Diese Zeit verlangt viel von uns ab.
Ich muss zugeben, dass auch mir der eingeschränkte soziale Kontakt zu schaffen macht. Der Mangel an wirklicher Begegnung macht sich langsam bemerkbar. Viele Freunde sieht man nicht mehr und der
Kontakt zu Nachbarn oder Bekannten wird sehr viel weniger, oder entfällt sogar ganz. Kein kurzes Schwätzen an der Kasse mit dem Kassierer, kein kurzweiliger Schnack über die Hecke mit dem sonst
so redseligen Nachbarn, in der Schlange beim Einkaufen auf Abstand und wenn Homeoffice, dann fehlt es an Austausch mit Kunden, Klienten oder Kollegen. Die Devise: Bloß niemandem zu nahe
kommen und Abstand halten.
Psychische Belastung durch Kontakt mit sich selbst?

Wie wichtig andere Menschen für ein erfülltes soziales Leben sind, war mir schon vor Corona klar, aber in dieser Krise wird es mir noch mal so richtig bewusst und fühlbar, wie wichtig oft selbst der kleinste Kontakt mit anderen Menschen sein kann. Wir werden in dieser Zeit alle mehr als sonst auf uns selbst zurückgeworfen. Das ist oft nicht angenehm. Und wer gerade alleine wohnt, kämpft oft mit Isolation und Einsamkeit. Isolierte Menschen geraten gerade jetzt noch mehr als sonst in eine starke psychische Belastung.
Soziale Belastungen lösen Gefühl der Überforderung aus?

Andere kämpfen gerade mit zu viel erzwungener Nähe. Man kann sich nicht wirklich aus dem Weg gehen. Ständig hockt man aufeinander.
Während die eine Person vielleicht froh darüber ist, endlich mal wieder gemütlich zuhause Zeit mit der Familie zu verbringen, fällt dem anderen stattdessen die Decke auf dem Kopf und kämpft damit, seine empfundene Wut und Aggression nicht an den anderen auszulassen. Die sozialen Belastungen nehmen zu und das ausgelöste Gefühl von Überforderung, stellt Beziehungen jeder Art vor große und neue Herausforderungen.
Die Produktion an Stresshormonen, beispielsweise Cortisol, läuft jetzt auf Hochtouren. Während in akuten Stresssituationen eine positive Immunreaktion in unserem Körper stattfindet, die uns sogar dabei hilft Viren abzuwehren, nimmt bei anhaltendem Stress die zelluläre Immunaktivität langsam ab. Je mehr Cortisol durch Stress im Körper erzeugt wird, desto schlechter wird die zelluläre Immunreaktion und wir sind viel anfälliger für Viren.
Psychische Stabilität und Selbstregulation
Wir sind gerade einem unfreiwilligen Stresstest ausgeliefert. Bei Menschen, die ohnehin bereits Schwierigkeiten haben, wie beispielsweise Selbstwertprobleme, Depressionen oder auch Menschen, die sich alleine nicht richtig regulieren können, sind in der Gefahr psychisch und körperlich zu dekompensieren. Auch wenn Du Dich vielleicht bisher nicht zu den verletzlichen Menschen gezählt hast, ist Deine psychische Stabilität und Selbstregulation zur Zeit wichtiger denn je! Denn durch die über Wochen gelebte soziale Distanz, die Isolation, die vielen schlechten Nachrichten rund um die Uhr, die starken Verunsicherungen bedrohter oder zerstörter Existenzen, den erlebten und ausgelösten Stress durch ausweglose emotionale Überforderungen, fährt nicht nur die antivirale Immunaktivität stark herunter. Ebenso können Ängste, Depressionen und (Re-)Traumatisierungen dadurch erneut befeuert oder ausgelöst werden. So oder so haben wir es mit einer psychoneuroimmunologisch höchst gefährlichen Situation zu tun. Was können wir also in der jetzigen Situation tun? Wie können wir Abhilfe schaffen?
Kontakt, Kontakt und nochmal Kontakt

Um gut durch den Alltag zu kommen, ist mehr denn je jetzt Kreativität gefragt. Hast Du Dir überlegt, was Dir gut tut und wie Du das in Deinen Alltag integrieren kannst?
Struktur in Deinen Alltag zu bringen, gibt Orientierung, Halt und damit Sicherheit. Gerade bei schulpflichtigen Kindern das A und O. Schreckensnachrichten und Medienkonsum auf ein Minimum zu begrenzen, hilft auch, sich psychisch zu schützen.
Gesundheitsbewusstes Verhalten hilft beispielsweise das Immunsystem, nicht nur in Zeiten von Corona, anzukurbeln. Wertvolle, nahrhafte und gesunde Ernährung stärkt uns von innen heraus und liefert gute Energie für die Seele. Bewegung, besonders an der frischen Luft in mittlerer Intensität, wirkt auch immunstärkend. Wenn möglich, ist es am besten, sich täglich in der Natur aufzuhalten und dort alles bewusst wahrzunehmen. Schon mal einen Baum umarmt? So komisch das klingen mag, aber sie eignen sich hervorragend für eine Umarmung, zum Anlehnen oder um einfach den eigenen Körper zu spüren. Nur Mut - Sie können Halt vermitteln!
Für eine gute Tat ist jetzt ebenfalls ein guter Zeitpunkt. Kümmer Dich beispielsweise um jene Menschen, die generell eher zurückgezogen leben und nach außen hin immer stark erscheinen. Auch gerade für diese Menschen, die nie um Hilfe bitten oder danach fragen, ist es jetzt wichtig gesehen zu werden. Und der positive Nebeneffekt dabei? Eine gute Tat hilft Dir, Dich selber besser zu fühlen!
Vor allem wirkt soziales Miteinander positiv auf unser Immunsystem. Das funktioniert auch über die digitalen Medien! Es ist gerade in dieser Krisenzeit wirklich wichtig, mit anderen in Kontakt zu bleiben und sich nicht abzuschotten. Soziale Beziehungen sind unser Lebenselexier und sie helfen uns, in dieser Krise nicht zu verzweifeln!
Herzliche Grüße
Katharina Wittenberg